Nackter Boden – Warum Mulchen viele Vorteile hat

Ein Spaziergang durch ursprüngliche Natur zeigt deutlich: Überall wächst und lebt es, jeder Fleck Erdboden ist besiedelt. Nackten Boden gibt es in der Natur in der Regel nicht, sogar blanker Fels wird nach einiger Zeit von Algen und Flechten besiedelt. Nackten Boden gibt es nur an Extremstandorten, wie Wüsten, wo der Wassermangel kein Pflanzenwachstum ermöglicht.

Eine weitere Ursache für nackte Böden sind Katastrophen, wie Erdrutsche oder Vulkanausbrüche. Deshalb spricht der Fachmann bei nacktem Boden auch von gestörtem Boden, er entsteht nur durch störende Ereignisse, wie genannte Vorgänge, oder den Menschen, der den Gartenboden hackt. In der Natur werden gestörte Böden schnell wieder besiedelt, sie schreien förmlich „Besiedel mich, Belebe mich!“. Nur nach Vulkanausbrüchen dauert es etwas länger, weil Vulkanasche oft einen ungünstigen pH-Wert (alkalisch ätzend) hat, der erst neutralisiert werden muss.

Die ersten Pflanzen, die solche gestörten Böden besiedeln, sind schnell wachsende Einjährige. Oft sind es genau die Pflanzen, die bei Gärtnern als Unkraut verteufelt sind. Aber genaugenommen ist der Gärtner selbst daran schuld, schafft er mit jedem Hacken doch gestörten Boden, eben genau die perfekten Bedingungen für diese Pflanzen, deren Samen zuverlässig vom Wind heran geweht werden.
Wem das ständige Hacken und Unkraut jäten Spaß macht und sonst nichts zu tun hat, kann gerne weiter machen. Für alle anderen gibt es einen Ausweg: Bedingungen schaffen, die diese schnell wachsenden, einjährigen Pflanzen nicht mögen: Schluss mit Hacken und den Boden mit Mulch bedecken.

Als Mulchmaterial eignen sich alle Pflanzenabfälle, die im Garten üblicherweise anfallen, sogar das Unkraut selbst. Denn jede Pflanze oder ein Teil einer Pflanze enthält Nährstoffe, welche die Pflanze zuvor dem Boden entnommen hat. Entfernt man diese, verarmt der Boden. Lässt man es als Mulch liegen und verrotten, erhält der Boden die Nährstoffe zurück. Diese stehen dann den Pflanzen wieder zur Verfügung, sodass sie weniger Dünger benötigen. Ein Teil des Mulchmaterials verrottet nicht komplett, sondern wird zu Humus. Humus besitzt die Eigenschaft Nährstoffe fest genug zu binden, dass sie vor Auswaschung durch den Regen geschützt sind, aber locker genug, dass sie für Pflanzen nutzbar sind. Humus ist reich an Kohlenstoff. Den Boden mit Humus anreichern bedeutet also den natürlichen Kohlenstoffspeicher zu füllen und ist somit auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Humusreicher Boden ist reich an Lebewesen wie Würmer, Tausendfüßer, Asseln, Pilze und Bakterien. Regenwürmer lockern den Boden auf natürliche Weise, wodurch das Wachstum der Wurzeln erleichtert wird und falls trotz Mulch doch noch etwas Unkraut wächst, lässt es sich aus lockerem Boden leichter raus ziehen. Außerdem wachsen viele Pflanzen besser, wenn sie an ihren Wurzeln mit Pilzen eine Symbiose (Tausch von Nährstoffen zum gegenseitigen Vorteil, genauer Mykorrhiza) betreiben können.

Eine Mulchschicht schützt die Pflanzen im Winter vor Frost und die meisten Pflanzen haben entgegen der Ansicht einiger Gärtner keine Probleme im Frühjahr durch die Mulchschicht hindurch zu wachsen. Seit Pflanzen vor etwa 400 Millionen Jahren begannen das Land zu besiedeln, müssen sie durch ihre eigenen Hinterlassenschaften der letzte Vegetationsperiode oder die Hinterlassenschaften anderer Pflanzen hindurch wachsen. Und die meisten Pflanzen haben damit auch kein Problem, solange die Schicht nicht zu Dick ist. Einige Pflanzen hinterlassen nur wenig abgestorbene Blätter oder die Hinterlassenschaften werden regelmäßig durch starken Wind davon geweht. Das ist beispielsweise in Steppen, Halbwüsten und Gebirgen der Fall. Pflanzen aus solchen Regionen sind aufgrund ihrer natürlichen Standortbedingungen an eine dünnere Mulchschicht angepasst. Das betrifft beispielsweise Hauswurz, Chrysanthemen und Steppen-Salbei. Hier sollte nur eine sehr dünne Schicht aus feinem Mulchmaterial aufgebracht werden. Grundsätzlich gilt: Alle Pflanzen, die dicht am Boden grüne Blätter haben, möchten Licht. Hier sollte nur so wenig Mulch liegen, dass die grünen Blätter noch sichtbar sind und Licht bekommen.
Im Sommer schützt der Mulch vor Hitze und Trockenheit. Die Wasserverdunstung verringert sich deutlich, wodurch 20 bis 30 % weniger Gießwasser erforderlich ist.

Mulch hilft nicht gegen mehrjährige Unkräuter wie Giersch. Hier hilft nur, vor dem Mulchen die unterirdischen Triebe möglichst gründlich zu entfernen und nach dem Mulchen jedes Blatt, das wächst, so schnell wie möglich zu entfernen, auch wenn es noch so klein ist. Irgendwann haben die unterirdischen Triebe keine Kraft mehr und verrotten.
Unter den schnell wachsenden Einjährigen, die gestörten Boden mögen, gibt es auch ein paar Arten mit schönen Blüten, die im Garten wachsen sollen, beispielsweise Stiefmütterchen, Schmuckkörbchen, Zinnien,... . Sie benötigen gestörten Boden und vertragen Mulch erst, wenn sie bereits einige Zentimeter groß sind.

Vorteile: Nachteile:

Den „Sturmschäden“ kann man schon beim Anlegen des Gartens ein wenig vorbeugen, indem die Beete etwas tiefer angelegt werden, als gepflasterte Flächen und Rasen. Das Werk der Randale-Amseln wieder in Ordnung zu bringen macht etwas Arbeit, aber in der Regel weniger als Hacken und Unkraut jäten. Etwas genauere Informationen, welches Mulchmaterial sich für welche Pflanzen eignet, befindet sich unten bei der Beschreibung der einzelnen Materialien. Die Dicke der Mulchschicht sollte 3-5 cm betragen. Viele Pflanzen vertragen auch eine dickere Schicht. Aber einige benötigen eine dünnere Mulchschicht: Alle Pflanzen, die dicht am Boden grüne Blätter haben, möchten Licht, hier sollte nur so wenig Mulch liegen, dass die grünen Blätter noch sichtbar sind und Licht bekommen.

Auch Rasen muss nicht penibel laubfrei sein, zwar gilt hier wie bei allen Pflanzen, die im Winter grüne Blätter haben, sie möchten Licht, hier sollte nur so wenig Laub liegen, dass die grünen Blätter noch sichtbar sind und Licht bekommen. Mit ein paar Blättern bedeckt übersteht der Rasen meist den Frost besser als komplett laubfrei.

Walnusslaub
Walnuss gehört zu den wenigen Pflanzen, die chemische Kriegsführung betreiben: Sie produziert Stoffe, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass Rasen unter Walnussbäumen gut wächst. Gräser reagieren kaum auf diese Stoffe, andere Pflanzen, wie Apfelbäume reagieren sehr empfindlich. Deshalb sollte Walnusslaub nie pur zum Mulchen verwendet werden und nur für Pflanzen, die nicht durch diese Stoffe beeinflusst werden. Am besten kompostiert man Walnusslaub, nach ein paar Jahren sind diese Stoffe abgebaut und der Kompost kann als Dünger verwendet werden.

Kastanienlaub
Ist die Rosskastanie von Kastanienminiermotte befallen, sollte das Laub entfernt werden, um es den Motten schwer zu machen, die Kastanie im nächsten Jahr wieder zu befallen. Das Laub kann im Prinzip zum Mulchen verwendet werden, man sollte aber einen Abstand von mehreren hundert Metern zur nächsten Kastanie einhalten. Weil die meisten Gärten zu klein sind um den nötigen Abstand einzuhalten, muss es entsorgt werden. Oder man kompostiert es, dabei muss das Laub aber mit mindestens 10 cm Erde bedeckt werden um die Motten wirksam zu bekämpfen. Das gleiche gilt generell für von Schädlingen und Krankheiten befallene Pflanzenteile: Nicht zum Mulchen unter dieser Pflanzenart verwenden. Der einzuhaltende Abstand kann aber variieren, je nach Mobilität des Schädlings.

Heckenschnitt, Unkraut und andere Schnittabfälle
Frische Schnittabfälle als Mulch können Schnecken anlocken. Am besten lässt man es antrocknen, bevor es auf die Beete aufgetragen wird. Oder man trägt es nur dünn auf und lässt es trocknen bevor die nächste Schicht darüber gedeckt wird. Das gilt besonders für Rasenschnitt. In Regionen mit vielen Schnecken ist es besser nur Herbstlaub, Stroh, Sägespäne und Koniferennadeln als Mulch zu verwenden und frische Schnittabfälle zu kompostieren.
Verwendet man Unkraut als Mulchmaterial, das bereits Samen gebildet hat, kann es vorkommen, dass die Samen keimen und mehr Unkraut wächst. Das hängt aber vom Mulchmaterial und der Dicke der Mulchschicht ab. Eine mehrere Zentimeter dicke Schicht Herbstlaub unterdrückt das Wachstum von Unkraut ziemlich gut.
Frisches Material verrottet sehr schnell, sodass man bald nachlegen muss, aber meist hat man auch bald wieder Nachschub. Durch das schnelle Verrotten hat man eine relativ starke Düngewirkung, aber wenig Humusbildung. Grober Heckenschnitt sollte kleingehäckselt werden, damit er sich besser um die Pflanzen herum verteilen lässt, Zweige und Stiele leichter verrotten oder er sich bei Bedarf leicht beiseite schieben lässt. Krankheiten, siehe Kastanienlaub.

Eichen- und Buchenlaub
Das Laub beider Baumarten verrottet sehr langsam und vor allem durch Eichenlaub wird der Boden sauer. Für Koniferen, Rhododendron, Azaleen, Farn, Hortensien, Heidekraut und Heidelbeeren eignet es sich gut. Aber auch Akelei, Leberblümchen und Alpenveilchen vertragen dieses Mulchmaterial.

Rindenmulch (ähnliches gilt auch für Nadeln von Koniferen und Sägespäne)
Sehr oft wird Rindenmulch genutzt, weil er sehr langsam verrottet, sodass man erst nach längerer Zeit wieder mulchen braucht. Aber er muss meist über größere Strecken herantransportiert werden, wodurch er nicht sehr umweltfreundlich ist. Außerdem wird beim Verrotten der Boden sauer, was nicht alle Pflanzen mögen. Für Koniferen, Rhododendron, Azaleen, Farn, Hortensien, Heidekraut und Heidelbeeren eignet er sich gut. Beim Verrotten entzieht Rindenmulch dem Boden viel Stickstoff, weshalb oft Stickstoffdüngung nötig ist. Das kann man mit entsprechendem Mulchmaterial machen: Lupine, Luzerne, Brenn-Nessel und Rasenschnitt wenn Klee im Rasen wächst.

Steine
Steine eignen sich grundsätzlich auch als Bodenbedeckung, aber es sollten ein paar Dinge bedacht werden: Steine heizen sich im Sommer bei intensivem Sonnenschein stark auf. Außerdem speichern sie auch diese Hitze und geben sie nachts an die Umgebung ab. Nicht alle Pflanzen vertragen diese Hitze. Wie stark sich Steine aufheizen, hängt von ihrer Helligkeit ab. Sehr helle Steine bleiben kühler, können sogar kühler als Laub- oder Rindenmulch oder nackter Boden bleiben. Wieviel Hitze die Steine speichern, hängt von ihrer Größe ab. Kleine Steine speichern weniger Wärme, sodass sie sich nach Sonnenuntergang schneller abkühlen. Aber meist speichern selbst kleine Steine mehr Wärme als Laub- oder Rindenmulch. Außerdem sammelt sich zwischen den Steinen oft Laub, Nadeln und ähnliches. Diese Mischung sieht dann nicht mehr so schön aus und es ist mühsam das Laub zu entfernen. Am einfachsten geht es mit einem Laubbläser, aber die lärmenden, stinkenden Geräte sind nicht wirklich ein Zeichen für einen Öko-Garten.

Folien, Flies
Verhindern zwar das Wachstum von Unkraut und erwärmen den Boden im Frühjahr schnell, aber ernähren keine Bodenlebewesen, düngen nicht, die Folie lässt keine Feuchtigkeit durch, unterdrücken die Luftzirkulation und es können sich Schadstoffe oder Plastikteilchen herauslösen.

Es gibt auch Gärtnerinnen und Gärtner, die Papier oder Karton verwenden. Aber dieses Material verrottet sehr langsam und nicht ohne schädliche Rückstände: Es befinden sich darin häufig umweltschädliche Farbstoffe und Recycling-Pappe und -Papier enthalten oft kleine Plastikteilchen. Außerdem erinnern Papier oder Karton im Garten doch etwas an eine Müllkippe.

Weitere Informationen auch unter:
https://www.waschbaer.de/magazin/mulchen/
https://www.smarticular.net/richtig-mulchen-leicht-gemacht-im-biogarten/